Lange Zeit wurde Behin­de­rung als ein individuelles, von der Norm abweichendes Merkmal angesehen, das vor allem medizinisch behandelt werden musste. Menschen mit Behin­de­rungen galten als etwas Besonderes, für das die Gesellschaft vor allem in fürsorgerischer Hinsicht zuständig war. In den letzten 50 Jahren erfolgte aber ein Paradigmenwechsel. Die medizinischen und fürsorgerischen Aspekte traten in den Hintergrund. Anstelle davon stiegen die sozialen Komponenten, die für die Selbstverwirklichung und Akzeptanz in der Gesellschaft wichtig sind. Im Zentrum steht der Mensch mit Behin­de­rungen und wie er sein Leben gestalten kann.

Wie alle anderen leben auch Menschen mit Behin­de­rungen als Individuen mit Hoffnungen und Wünschen. Gleichzeitig sind sie Mitglieder der Gesellschaft. Damit auch sie ein möglichst normales Leben führen und aktive Mitglieder der Gemeinschaft sein können, ist von grosser Bedeutung, dass im Alltag, in der Freizeit und im Arbeitsleben alle unnötigen Hindernisse aus dem Wege geräumt werden. Eine wirkliche Chancengleichheit kann nur durch eine vollständige Gleich­stellung gewährleistet werden.

Situation heute

Im Rahmen der Einführung der Invaliden­versicherung 1960 wurden erstmals allgemeine Anpassungen für Menschen mit Behin­de­rungen diskutiert. Früchte getragen hat dies damals nicht. Aber aus diesem kleinen Stein ist in der Zwischenzeit eine Lawine geworden. Auf vielen Gebieten wurden in den letzten 30 Jahren konkrete Ver­bes­serungen realisiert. So können heute viele Bauten, öffentliche Verkehrsmittel, Kultur- und Freizeitstätten, usw. von Menschen mit einer Behin­de­rung benutzt werden. Auch in der Schule oder Ausbildung wurden die Benachteiligungen mehrheitlich abgeschafft.

Trotz grosser Fortschritte ist diese Entwicklung aber bei weitem noch nicht abgeschlossen. Menschen mit Behin­de­rungen stossen nach wie vor im Alltag und in der Freizeit auf zahlreiche Einschränkungen und Hindernisse, die es ihnen erschweren oder gar verunmöglichen, ein weitgehend normales und selbstbestimmtes Leben zu führen. Vieles muss noch verbessert werden, damit eine vollständige Gleich­stellung erreicht wird.